K2: Statine für alle! Ein Segen oder ein Fluch??
12.15 bis 13.15 Uhr
Auf der einen Seite werden Statine als Lebensretter gefeiert, die das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen signifikant reduzieren können. Ihre breite Anwendung hat dazu beigetragen, unzählige Leben zu retten und die Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Andererseits gibt es wachsende Bedenken hinsichtlich der potenziellen Nebenwirkungen von Statinen. Von Muskelbeschwerden bis hin zu einem erhöhten Diabetesrisiko sowie der Debatte über Überdiagnose und Überbehandlung - die Liste der möglichen Risiken ist lang.
Überwiegen die Vorteile von Statinen die Risiken bei weitem und sind sie aufgrund ihrer potenziell lebensrettenden Wirkung, insbesondere für Personen mit hohem kardiovaskulärem Risiko, das Mittel der Wahl für alle Menschen zwischen 40 und 75. Oder sind Statine nicht die universelle Lösung für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgrund ihrer potenziellen Nebenwirkungen, insbesondere für Personen mit niedrigem Risiko, und ist hier eine umfassende Neubewertung ihrer Anwendung erforderlich?
Position 1: PD Dr. Christoph Boesecke | Uniklinik Bonn
Obwohl Statine im Allgemeinen gut verträglich sind, können sie bei einigen Personen Nebenwirkungen verursachen. Muskelschmerzen und Muskelschwäche sind die häufigsten Nebenwirkungen. Hinzu kommen Bedenken hinsichtlich potenzieller Langzeitwirkungen der langfristigen Statineinnahme, insbesondere bezüglich des Risikos von Diabetes mellitus und neurokognitiven Störungen. Zudem haben nicht alle Personen ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine individuelle Risikobewertung unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Blutdruck, Cholesterinspiegel, Rauchgewohnheiten und Familiengeschichte ist erforderlich, um festzustellen, ob Statine erforderlich sind. Ferner spielen finanzielle Aspekte bei den Kosten von Statinen durchaus eine Rolle, wenn man davon ausgeht, dass in Deutschland ca. 28 Mio. Menschen zwischen 40 und 75 leben. Bei Kosten von 10 bis 20 Euro pro Monat kommen da schon ein paar Millionen zusammen.
Position 2: PD Dr. Björn-Erik Ole Jensen | Uniklinik Düsseldorf
Statine sind hochwirksame Medikamente zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels im Blut, was einen wichtigen Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Metaanalysen von Studien zeigen, dass Statine das Risiko von Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen kardiovaskulären Ereignissen signifikant reduzieren können, insbesondere bei Personen mit hohem kardiovaskulärem Risiko. Statine sind eine der am häufigsten verschriebenen Medikamentengruppen weltweit zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Evidenz für ihre Wirksamkeit stammt aus einer Vielzahl randomisierter kontrollierter Studien, die konsistent zeigen, dass Statine das Risiko von Herzinfarkten, Schlaganfällen und kardiovaskulären Todesfällen signifikant reduzieren, sowohl bei Personen mit als auch ohne bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Statine werden in der Regel einmal täglich oral eingenommen und sind gut verträglich für die meisten Menschen. Schwere Nebenwirkungen sind selten und in der Regel reversibel. Die meisten Menschen tolerieren Statine gut, insbesondere wenn die Dosis entsprechend angepasst wird.
Co-Chair
Patrik Maas | Aidshilfe NRW